Der große Tag für die kleinen Christen wird auf das nächste Jahr verschoben. Zur Kirche kamen sie dennoch
Eigentlich wäre es heute für Sophia ein ganz großer Tag geworden: Mit der Erstkommunion wäre sie heute, wie viele ihrer Freunde, in die Gemeinde aufgenommen worden. Natürlich hätte die Neunjährige das mit ihrer Familie groß gefeiert. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Fast alles. Zur Kirche ist die junge Dame nämlich dennoch gekommen – um wenigstens an dieses wichtige Ereignis zu denken. Das ist nun auf das nächste Jahr verschoben. Ein bisschen traurig macht Sophia das schon. „Aber dafür ist die Vorfreude umso größer“, sagt sie ganz diplomatisch und lacht dabei.
In der Erstkommunion erleben junge Christen die Aufnahme in die Gemeinschaft. Doch gerade die zu leben, das machen die neuen Verhaltensregeln zuweilen schwer. „Wir haben mit allen Familien über einen Nachrichtendienst Kontakt gehalten“, erzählt Barbara Strack, die Gemeindereferentin. „Jeden Sonntag haben wir ein Bild verschickt und dazu eine biblische Geschichte als Sprachnachricht.“ Mit Erfolg. „Man kann ja immer sehen, wer das öffnet. Und es haben alle getan.“
Die Gemeinschaft steht im Vordergrund
Das große Ereignis ist für die Kleinen nun auf das nächste Jahr verschoben worden. Weil man nicht weiß, wie sich die Situation in den nächsten Monaten weiter entwickelt. Und weil der Unterricht nicht fortgesetzt werden kann. Digitale Wege zu gehen, das hält Barbara Strack an dieser Stelle für schwierig. „Nach Home-Schooling jetzt auch noch Church-Schooling zu betreiben, das geht zu weit. Außerdem steht bei uns die Gemeinschaft im Vordergrund.“ Die echte. Mit Anwesenheit und Miteinander.
Damit der Tag, an welchem die insgesamt 72 Kinder ihre Erstkommunion gefeiert hätten, von den jungen Menschen am jeweiligen Standort ganz bewusst erlebt werden kann, öffnet heute die Liebfrauenkirche ihre Türen, an Christi Himmelfahrt und dem nachfolgenden Sonntag die Hippolytuskirche.
Geschenke, Gebete und ein Gruß des Bischofs
Im Foyer brennt die Kommunionkerze, gestaltet von allen Kommunionkindern der Pfarrei. Sie dient als Kulisse für ein Erinnerungsfoto. Daneben ist ein kleiner Gabentisch aufgebaut. Auf jedes Kind wartet eine Tüte. „Gottes Segen“, ist darauf zu lesen. Drum herum schwimmen weiße Fische auf rotem Grund. Der Inhalt ist auf den heutigen Tag abgestimmt: „Ein Brief des Bischofs – das habe ich mir gewünscht“, sagt Barbara Strack. Dazu ein Brief der Katecheten, ein kleines Fläschchen Saft, ein Stück Schokolade mit der Aufschrift „Ein Stück vom Glück“. Obendrein gibt es ein Gebetsröllchen. „Weil der Bischof die Kinder bittet, auch für ihn zu beten.“
Eine kleine Osterkerze erinnert an das wichtigste Fest der Christen. Komplettiert wird alles durch einen Stein und eine Schatzkarte, verbunden mit der Einladung, den Stein zu bemalen und ihn, der Karte folgend, am katechetischen Zentrum abzulegen. Das Botschaft dahinter: „Wir sind da.“
Rund 140 Kommunion-Kinder im nächsten Jahr
„Wir haben uns sehr gefreut, dass es heute trotzdem die Möglichkeit gibt, her zu kommen“, sagt Melanie Renko, Sophias Mutter. „Wir machen jetzt das Beste aus diesem Tag und freuen uns auf das nächste Jahr.“ So wie es ganz viele tun. Schon jetzt ist klar, es wird Sondertermine geben wegen des doppelten Jahrgangs. „Wir rechnen dann mit 140 Kindern“, sagt Barbara Strack, bevor sie sich dem nächsten jungen Besucher widmet.
Jetzt ist Julius an der Reihe. Auch er hätte heute eigentlich gefeiert – zunächst in der Kirche und dann im Familienkreis. Das fällt nun aus. „Heute haben wir eigentlich nichts mehr vor“, sagt er und verrät, gleich werde er mit seinen Freunden spielen. „Das machen wir ganz bewusst so“, erklärt Vater Thomas Vennemann. „Das Wichtige an der Kommunion ist, zum ersten Mal am Tisch des Herrn zu sitzen. Wenn das wegfällt, dann ist es ein normaler Sonntag.“ Allein dieser Moment, die Aufnahme in die Gemeinschaft der Christen, mache den Tag zu etwas Besonderem. Nun, mit dem neuen Modell im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten, sei dieser Tag ein weiterer Schritt auf dem Weg dorthin. Einer, den man durchaus bewusst begehen könne. „Deswegen finde ich es gut, dass die Pfarrei heute ein solches Angebot macht.“